Bandwürmer

Bandwürmer

Bandwürmer (Cestōdes), Ordnung der Plattwürmer, ohne Kreislaufs-, Atmungs- und Verdauungsorgane, im Innern anderer Tiere schmarotzend und die Nahrung durch Osmose mit der ganzen Körperoberfläche aufnehmend. Die scheinbar ein Ganzes bildenden Tiere sind nicht Individuen, sondern bandartige Kolonien oder Ketten von gleichwertigen Einzeltieren (Gliedern, Proglottiden [Abb. 159: a reife Proglottiden von Taenia solium, b von Taenia saginata, c von Bothriocephalus latus]), die alle aus dem geschlechtslosen sog. Kopf (Scolex [d Kopf von Taenia solium, e von Bothriocephalus latus]) durch Knospung entstanden sind. Der Kopf haftet mit Zähnen (Hakenkranz) und Saugnäpfen an der Darminnenfläche; die sich von ihm abschnürenden, nach hinten zu immer größer werdenden Glieder sind erst männlich, dann weiblich geschlechtsreif werdende Tiere. Die ältesten (größten) geschlechtsreifen Glieder lösen sich, mit Eiern gefüllt, ab und werden meist mit dem Kote des Wirtes entleert; gelangen sie in den Magen eines geeigneten Tieres (Zwischenwirtes), so entwickelt sich aus dem im Ei vorhandenen Embryo [f Ei einer Taenia mit Embryo], der mit seinen Haken die Darmwand durchbohrt und in die Muskeln, die Leber oder in das Gehirn wandert, hier ein geschlechtsloser Blasenwurm (Finne, Cysticercus), der nach innen eingestülpt einen Bandwurmkopf trägt. Gelangt das finnige Fleisch des Zwischenwirtes wieder in den Magen eines andern bestimmten Tieres (des definitiven Wirtes), so entsteht hier nach Verlust der Blase aus dem Kopf der Finne durch Knospung wieder der B. Im Menschen leben: der gemeine B. (Kürbis-B., Taenĭa solĭum Rud.), 2-3,5 m lg., als Finne meist im Schweine (Schweinefinne) und Menschen, der schwarze B. oder Rinder-B. (T. sagināta Goeze, medĭo-canellāta Küchenm.), 4-8 m lg., als Finne im Rind (Rinderfinne), und der breite B. oder Grubenkopf (Bothriocephălus lātus Brems.), 5-9 m lg., als Finne in verschiedenen Fischen. Im Hunde leben Taenia margināta Batsch, T. serrāta Goeze, T. cucumerīna Rud. (Gurkenkern-B.) und T. coenūrus Sieb., von welch letzterm die erbsen- bis hühnereigroße Finne als Quese oder Drehwurm (Coenūrus cerebrālis) im Gehirn (daher Hirn- oder Gehirnblasenwurm, Hirnquese) der Schafe und Rinder lebt und die Drehkrankheit (s.d.) dieser Tiere bewirkt. Die Finne (Hülsen-, Schachtelwurm, Echĭnococcus) der sehr kleinen, ebenfalls im Hund schmarotzenden T. echinococcus Sieb. lebt in Leber (Leberhydatiden), Lunge, Hirn etc. des Menschen (erworben durch zu nahen Verkehr mit Hunden) und einiger Haustiere, erreicht Kinderkopfgröße und verursacht die gefährliche Echinokokkenkrankheit. Mittel gegen B. sind Kussoblüte, Auszug aus Granatwurzelrinde, bes. aber Farnextrakt (Extractum Filĭcis). Erfolgreich ist eine Bandwurmkur nur bei Abgang des Kopfes, da sonst der zurückbleibende Kopf nach einigen Monaten wieder eine neue Gliederkette erzeugt hat. – Vgl. Leuckart (2. Aufl. 1879-93).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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